HSV: Der nächste Schuss muss sitzen

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich finde es traurig das Mirko Slomka entlassen worden ist! Seit vielen Jahren gehört Mirko Slomka für mich zu den besten und den sympathischsten Bundesligatrainern die wir in Deutschland haben. Ich war echt Dankbar als er HSV Trainer wurde. Natürlich liegt unser letzter Bundesligasieg schon fast ein halbes Jahr zurück (04. April), natürlich hatten wir die letzten 5 Spiele der letzten Saison alle verloren und in der Relegation nur mit ganz viel Glück und zwei Unentschieden die Klasse gehalten. Und natürlich ist ein Punkt und kein Tor nach drei Spieltagen in der neuen Saison viel zu wenig. Für BILD-Zeitung Leser mag diese miese Bilanz ausreichen, um den Kopf des Trainers zu fordern. Aber so richtig anständig ist das nicht. Slomka hat im Februar 2014 eine völlig verunsicherte, schlecht trainierte und konditionell nicht fitte und nicht bundesligataugliche Mannschaft vorgefunden. Ihm jetzt daraus einen Strick zu drehen ist ehrlich gesagt nicht wirklich fair. Viel schwerer liegt da der schlechte Start in die Saison, und das nach der „besten und härtesten Saisonvorbereitung aller Zeiten“ (Hamburger Abendblatt). Um es kurz zu machen: Die Bundesliga ist ein knallhartes Geschäft. Und 12 Punkte aus saisonübergreifend 16 Spielen ist deutlich zuwenig. Egal wer-wie-wann-wo die Schuld hatte bzw. hat. Punkt.

Perspektivwechsel. Der HSV hat sich in diesem Sommer neu aufgestellt. Die Chaos-Jahre sollten endlich der Geschichte angehören. Der HSV will endlich wieder für Seriosität, Kontinuität und für Erfolg stehen. Daher wurde die Initiative HSVPlus gegründet. Das Ergebnis kennen wir. Mit über 86% stimmten die HSV Mitglieder für einen neuen Weg! Es gibt jetzt eine neue Struktur inkl. Fussball AG, einen neuen, schlankeren Aufsichtsrat und einen neuen, stark verkleinerten Vorstand inkl. einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Dietmar Beiersdorfer. Er soll den HSV in den nächsten Jahren in ein neues, besseres Zeitalter führen. Und er hat schon einiges bewegt. Neben einer neuen Struktur, einem neuen Aufsichtsrat und einem neuen Vorstand wurden auch zahlreiche neue Spieler verpflichtet und mit Bernhard Peters ein absoluter Experte für die sportliche Neuausrichtung und die Nachwuchsförderung ins Boot geholt. Auf allen Positionen wurden also gravierende Veränderungen vorgenommen… nur nicht auf der Trainerposition.

Nach diesem schlechten Saisonstart mit Platz 18 nach drei Spielen gab es für Dietmar Beiersdorfer nur zwei Möglichkeiten. Entweder er spricht dem Trainer sein 100%iges Vertrauen aus und geht mit ihm durch dick und dünn, oder er trennt sich mit sofortiger Wirkung von ihm. Beiersdorfer hat sich für letzteres Entschieden, und das muss man nun akzeptieren. Wer jetzt vom „Chaos-Verein“ spricht, der hat keine Ahnung vom HSV. „Chaos“ war gestern! „Chaos“ war die letzten 4-5 Jahre! Jetzt beginnt eine neue Zeitrechnung und die Verantwortlichen mussten sich hinterfragen ob diese Zeitrechnung gemeinsam mit Mirko Slomka gestaltet werden kann. Anscheinend nicht. Der Boulevard wird sich für so viele Hintergrundinformationen nicht interessieren und weiterhin vom Chaos-Club sprechen, ich bin mir aber sehr sicher, dass die Vorraussetzungen heute völlig andere sind als noch in der alten Struktur. Das dies alles unglücklich ist, ist keine Frage. Und das gestern Beiersdorfer & Co in der Zentrale von „Kühne & Nagel“ stundenlang getagt haben, ist wohlwollend als „höchst unglücklich“ zu bezeichnen. Aber dennoch sehe ich eine sehr gute Chance das bald viel mehr Ruhe in den Club kommen wird. Wie gesagt, alles wurde verändert bis auf die Trainerposition. Und nun wird auch hier der Stein umgedreht. Und danach sollte viel mehr Ruhe einkehren. Geräusch- und Skandallos wird es beim HSV sicher nie werden, dafür wird schon u.a. Herr Kühne sorgen. Aber im Vergleich zu den letzten Jahren stehen die Chancen nicht schlecht, sich langsam wieder positiv zu entwickeln. Es wird natürlich darauf ankommen, wer jetzt der nächste neue, starke Trainer beim HSV werden wird. Dieser Schuss muss sitzen!

Und wer kommt jetzt? Das muntere Trainerkarusell fängt an sich zu bewegen. Thomas Tuchel wird am lautesten gehandelt, aber ich denke das ist reines Wunschdenken. Tuchel kann sich seinen nächsten Verein aussuchen, so gut wie jeder Club würde gern mit ihm zusammenarbeiten. Wenn Jürgen Klopp morgen den BVB verlässt, wen würde Dortmund wohl gern als Nachfolger sehen? Wenn Jogi Löw nach der WM aufgehört hätte, wenn hätte der DFB gern als nächsten Nationaltrainer gesehen? EBEN! Also warum sollte sich Thomas Tuchel ausgerechnet für den HSV entscheiden? In meinen Augen unrealistisch. Felix Magath? Der steht mit seinem Club in England nach 6 Spielen und 5 Niederlagen auf dem letzten Tabellenplatz… in Liga 2!! Klingt nicht nach einem erfolgreichen Trainer für die Zukunft, oder? Lassen wir uns überraschen was bzw. wer kommt. Ich bin gespannt ob U23 Trainer Josef Zinnbauer erst einmal provisorisch übernimmt oder gar eine Chance für mehr bekommt, schließlich hat er alle 8 Spiele mit dem HSV Nachwuchs gewonnen. Und da es ja einen Trend zu unbekannten, jungen Trainern gibt (z.B. Weinzierl, Gisdol, Korkut) wäre das ja auch für die Zukunft beim HSV nicht völlig auszuschließen. Wobei ich nicht glaube, dass ein Investor Kühne sich mit einem „No-Name“ zufrieden geben würde… Wie dem auch sei, langweilig ist es beim HSV jedenfalls nicht. 🙂

5 Gedanken zu “HSV: Der nächste Schuss muss sitzen

  1. Genauso ist es. Und ich muss auch sagen das der neue Vorstand bei mir bis jetzt das Vertrauen auch noch nicht verspielt hat. Ich denke wir haben schon eine schlagkräftige Truppe. Da passt halt noch nicht alles. Ich hätte Slomka auch noch mehr Zeit gegeben aber es fehlte schon eine Handschrift bzw erkennbares Konzept. Das muss ich schon zugeben. Und ich vertraue da dem Vorstand das sie wissen was sie tun und auch ein Trainer an der Hand haben. Es gibt ja sonst kein dringenden Grund Slomka zu entlassen. Und der neue hat denn jetzt gegen Bayern auch nochmal ne Woche Welpenschutz. Trotzdem muss ich sagen das ich eigentlich gerne mal wüsste warum einfach keiner der letzten Trainer richtig zugriff auf die Mannschaft hatte. Vielleicht sollte der HSV das erst mal ergründen bevor man einen Trainer verpflichtet. Oder vielleicht kann es mir der fast Experte Hoobs erklären? 😉

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  2. Also… in einer Stunde findet eine PK statt. Ich gehe sehr stark davon aus, dass Josef Zinnbauer als Interims-Coach präsentiert wird, vielleicht sogar für die drei Spiele in der kommenden „englischen Woche“. Ich glaube nicht, dass der HSV einen „großen“ Trainer in der Hinterhand hat. Vielleicht werde ich ja gleich auf der PK eines Besseren belehrt…

    Mit einem Investor Kühne ist sicherlich kein junger Trainer realistisch, Kühne will große Namen. Ich befürchte so etwas wie Felix Magath…

    Früher habe ich geglaubt es liegt an der „Struktur“ das beim HSV nicht ordentlich gearbeitet werden kann. Und ganz ehrlich: Ich glaube das immer noch! Ich bin mir sicher wir haben im Sommer die richtigen Entscheidungen getroffen, damit der HSV in der Zukunft wieder viel mehr Ruhe hat. Aber der Wechsel von einem lauten, erfolglosen Chaos-Club zu einem leisen, erfolgreichen Spitzen-Club klappt halt nicht in wenigen Wochen. Das benötigt viele Monate wenn nicht gar Jahre! Und auch der neue Aufsichtsrat macht noch viel zu viele Fehler! Warum äußert sich z.B. ein Gernand ohne Not nach dem Hannoverspiel und gibt Slomka eine „120% Garantie für die nächsten beiden Spiele“? Er ist Aufsichtsratsvorsitzender! Er hat mit dem operativen Tagesgeschäft NICHTS zu tun! Einzig und allein Beiersdorfer als Vorstandsvorsitzender kann einen Trainer entlassen bzw. einstellen! Punkt. da gibt es nichts schön zu reden, dass ist von Gernand einfach peinlich! Und auch Herr Kühne ist noch viel viel viel zu laut!

    Aber ich denke das die Personen lernfähig sind. Und für sie ist das auch eine neue Welt. Vorher wurde Gernand und Co auch nicht permanent ein Mikro vor´s Gesicht gehalten. Das soll nicht alles entschuldigen, aber es erklärt so einiges. Höchst peinlich jedoch, dass Herr Gernand bei seiner Antrittsrede gerade allen ins Mikro diktiert hat, dass er sich zum Tagesgeschäft niemals öffentlich äußern wird. Nun ist es in kurzer Zeit zum wiederholten Mal passiert…

    Und so lange sich das nicht verbessert, so lange nicht endlich „die da oben“ ruhig bleiben und wenn überhaupt, dann mit einer Sprache sprechen, so lange wird kein Trainer der Welt beim HSV Erfolg haben. Versprochen.

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  3. Also ich weiß nicht. Vielleicht läuft die Verpflichtung eines neuen starken Mannes wie die Beiersdorfers, genauso ab, wie die Verpflichtung eines neuen Wunschtrainers. Sämtliche Co-Trainer des neuen Mannes kommen hinzu, plus den einen oder anderen Experten aus der Fitness- oder Videoanalyseabteilung.
    Denn anders kann ich das Umkrempeln nicht verstehen!
    Was soll sich denn mit einem neuen Trainer ändern? Ich gehe mal davon aus, dass die Spieler die jetzt verpflichtet und verkauft wurden, alle mit dem Segen von Mirko Slomka getätigt worden sind, oder war das alles schon Beiersdorfer, zusammen mit Peeters? Dann wäre Slomka ja sowieso nur noch eine Marionette gewesen, der man über kurz oder lang die Fäden abschneidet!
    Wie Hoobs schon schreibt: Der nächste Schuss muss sitzen! Sonst kann sich Beiersdorfer gleich selber hinterfragen!

    Servus,
    Fossi

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  4. Für mich, und mit dieser Formulierung möchte ich eingestehen, lediglich über eine Außensicht zu verfügen und damit evtl. zu falschen Schlussfolgerungen zu kommen, stellt diese frühe Trainerentlassung in erster Linie die beim HSV konzeptionell arbeitenden sportlichen Verantwortlichen an den Pranger.

    Vor der Saison kam man offenbar zu zwei Schlussfolgerungen: a) Die Mannschaft bedarf eines Neuaufbaus. b) Mirko Slomka ist in der Lage, diesen durchzuführen.
    Zu b) ist hinzuzufügen, dass man Slomka beim HSV bereits kennenlernen durfte und somit also keinesfalls die Katze im Sack kaufte.

    Die Quintessenz, warum ich diese Entlassung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gutheißen kann, ist: Was hat sich an der Situation geändert, was zu einer Neubewertung der Situation führte? Mir fällt da nichts ein.
    Da viele der Neuen spät in der Vorbereitung geholt wurden und dann auch noch teilweise verletzt ausfielen, kann man wohl kaum davon sprechen, dass Slomka der Neuaufbau, also sein Auftrag, missglückt sei. Mit einem holprigen Start musste man aufgrund des Umfangs und des späten Zeitpunkts der Umbauarbeiten des Kaders sicherlich rechnen. Slomka hatte bisher einfach noch nicht genug Zeit mit der neu zusammengestellten Mannschaft, um von einem Scheitern zu sprechen.
    Sicherlich mag Slomka Fehler gemacht haben. Über den Torwarttausch am vergangenen Spieltag oder vereinzelte Aufstellungen kann man diskutieren. Doch keines dieser Themen erscheint mir bedeutungsschwer genug, um das vor der Saison entwickelte Konzept (ich unterstelle einfach mal, dass es das gab) in Frage zu stellen.

    Was verspricht sich der HSV von der Entlassung? Sicherlich einen neuen Reizpunkt zu setzen. Doch wirkt das zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison auf mich schon zu früh zu verzweifelt. Wohl außerdem ein Zeichen dafür zu setzen, dass tatsächlich von nun an alles anders werden soll, wofür in meinen Augen die Wahl des Nachfolgers auch ein Indiz ist. Den Zeitpunkt dafür hat man nach der vergangenen Saison aber meines Erachtens verpasst. Schade des Weiteren, dass dieser Reizpunkt aller Voraussicht nach verpuffen wird angesichts der kommenden Spiele: Bayern (H), Gladbach (A), Frankfurt (H), Dortmund (A). Realistisch holt der HSV daraus 0 bis 3 Punkte.

    Mein Fazit: Die neue Seriosität, die man so demonstrativ leben möchte, wird mit dieser Entscheidung konterkariert. Man präsentiert sich reaktionär statt konzeptionell, impulsiv statt besonnen. Vielleicht ist dies ja sogar einer der Faktoren, die Thomas Tuchels Glauben an den neuen HSV haben versiegen lassen. Wer soll auf den neuen HSV vertrauen, wenn dieser seinem Konzept nicht vertraut und es gleich beim ersten Gegenwind über den Haufen wirft?

    Grüße,
    Dominik

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  5. Ja da muss ich euch recht geben. Der Zeitpunkt ist etwas komisch. Das Thema Trainer hätte man vielleicht vorher in der Vorbereitung erledigen sollen. Aber vielleicht war auch einfach nicht genug Zeit da um es völlig Einschätzen zu können. Was man aber nun vermehrt aus den Medien vernimmt (wie viel da auch immer dran sein mag) ist ja das doch einige wichtige bzw Führungsspieler mit Slomka nicht klar gekommen sind. Und wenn dem so sein sollte das man als Vorstand sieht und hört das es zwischen Trainer und Team einen „Bruch“ gab dann kann ich den Wechsel das Trainers in Zusammenhang mit dem Neuaufbau durchaus nachvollziehen. Und dann lieber jetzt als später. Und so wie Hoobs im Podcast ja auch erzählte ist halt ein gutes Verhältnis zum Trainer für eine Mannschaft sehr wichtig. Und vor allem Freude am Spiel. Wenn ich an die Gesichter von Holtby und co vom Sonntag nach dem Hannover Spiel denke dann sah das schon wieder alles nach Verzweiflung und endlos Druck aus. Man die Jungs brauchen mal wieder Spaß und Freude beim HSV zu spielen.
    So eine tolle Stadt, geile verrückte Fans, großes Stadion und auf dem Platz nur lange Gesichter. Die sollen doch nicht Meister werden sondern einfach mit Spaß den Fußball spielen den sie können und der Rest kommt von alleine.

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